Blaue Stunde mit offenem Ausgang. Das Licht in der Bar am Abend. Eine Amerikanerin mit goldblonder, zum Bob frisierter Lockenpracht um das herzförmige Gesicht - herangezoomte Assoziationen der eigenen (Welt)Erfahrung überlagern sich, gleiten wie im Lauftempo dahin und formen ein Bild abseits des vom Song transportierten Textes. Und doch hat das entstehende Bild viel mit der schöpferischen Kraft der Musik zu tun.
Zum Anfertigen einer Arbeit erlaube ich mir nur die Laufzeit des Tracks. Eine kleine Chance, die im Inneren wahrgenommenen Bilder intuitiv als reine Form von Impuls auf das Papier zu bekommen. Momentaufnahme und Bruchstück.
Vor einiger Zeit blätterte ich in dem Kunstband „CY TWOMBLY - Homes & Studios“. Twombly zeichnet mit feinem, flirrendem Strich auf großen Formaten. Ein expressionistisch verdichtetes Werk, das Raum braucht, nicht nur auf dem mit Leintuch bespannten Keilrahmen. Er bezieht auch den Raum mit ein, der ihn bei der Arbeit umgibt. Die Häuser, in denen er lebte und arbeitete – meist große italienische Villen mit langer Tradition – sind Teil seines Werks. Die in Tapeten oder antiken Möbeln sphärisch spürbare Geschichte wird aufgesogen und mit dem Erleben der Gegenwart verbunden. Alltagsgegenstände, antike Figuren und eigene bildhauerische Arbeiten stehen in Beziehung zueinander. Der Raum gestaltet sich durch das tägliche Leben und Arbeiten neu. Sind die gestalterischen Möglichkeiten des Raumes erschöpft, muss ein neuer Ort zum Arbeiten gefunden werden. Die schöpferische Phase der Wahrnehmung beginnt von neuem. Jedes Haus bringt sein eigenes Leben und Erleben mit sich und weist eine neue Richtung.
CY TWOMBLY Zeichnung, Graphitstift (2022) 10 x 13 cm
JULIE (Skizze) Zeichnung, Graphitstift (2022) 30 x 21 cm
Ich dachte darüber nach, wer mich beeinflusst hat, und begann einige Namen in mein Notizbuch zu schreiben: „JMBasquiat, DHockney, Warhol, EPeyton, Cy Twombley“, weitere sollten noch folgen, aber nach Cy verließ mich die Schrift. Das Schreiben ging unwillkürlich in ein Zeichnen über. Mein Denken wechselte von der Logik der Sprache zum intuitiven Ausdruck des Zeichnens – einfach so. Mehr als jeder Buchstabe und jedes Wort reduziert die eine Linie den Gedanken auf das Wesentliche. Mit einer einzigen Linie entsteht das Porträt. Alles, was ich in diesem Moment über Twombly sagen möchte, liegt darin.
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